Von Gerlinde Drexler
Schorn Diese Zahl muss man erst mal auf sich wirken lassen: Die Lindenschützen im Pöttmeser Ortsteil Schorn gibt es seit 100 Jahren. Ein Jubiläum, das der Verein am Sonntag mit einem großen Fest und vielen Gästen feierte. Anstelle von Geschenken hatten die Schorner Schützen die Vereine gebeten, Geld für die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, zu spenden. Am Festtag war die symbolische Scheckübergabe. Anlässlich seines Jubiläums gab es auch für den Verein Auszeichnungen.
Einen Eindruck von der langen Geschichte des Vereins bekamen die Besucherinnen und Besucher durch die Fotochronik, die vor dem Festzelt aufgehängt war. Da waren unter anderem Fotos aus den Gründertagen oder eine Teilnehmerliste vom Preisschießen im August 1929 zu sehen. Auch der Bau des Schützenheims war auf den Bildern festgehalten.
Das Heim sei ein starkes Symbol für den Gemeinschaftsgeist des Vereins, sagte Bürgermeister Mirko Ketz. „Es ist nicht nur ein Gebäude, sondern ein Stück Vereinsgeschichte.“ Mit dem Bau hätten sich die Schützen selbst ein neues Zuhause geschaffen. „Hier habt ihr zusammengearbeitet, euch gegenseitig gestützt und etwas Bleibendes geschaffen.“
Der Bürgermeister betonte, dass der Verein weit mehr als ein Sportverein sei. „Er ist Treffpunkt, Heimat und Herzstück zugleich – ein Ort, an dem Traditionen bewahrt und weitergegeben werden.“ Der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung „machen euch aus und geben euch diese besondere Ausstrahlung“.
Ketz war bewusst: „Natürlich spüren auch die Lindenschützen den Wandel der Zeit.“ Früher sei es selbstverständlich gewesen, dass viele mit anpacken. „Heute muss man manchmal neue Wege gehen, um Menschen für den Verein zu begeistern.“ Doch gerade hier zeige sich die Stärke der Schorner Schützen: „Ihr gebt nicht auf, ihr haltet zusammen, ihr sucht Lösungen – und ihr beweist, dass dieser Verein Zukunft hat.“ Respekt zollte der Bürgermeister auch den sportlichen Leistungen. Ketz erinnerte daran, dass die Schützen zum Beispiel 2011 mit Bettina Kroworsch und Ramona Kriegl gleich zwei Titel geholt hatten. Martin Heckl, der seit Februar Vorsitzender des Vereins ist, hatte mit der Organisation des Jubiläums gleich ein großes Projekt vor sich. Rückblickend stellte er mit einem Augenzwinkern fest: „Einen ungünstigeren Zeitpunkt kann es eigentlich gar nicht geben, sich zum Vorstand wählen zu lassen.“ Er erzählte von vielen schlaflosen Nächten und dass er sogar ChatGPT um Hilfe gebeten habe. „Aber letzten Endes war ich mit dem, was die künstliche Intelligenz drauf hat, auch nicht zufrieden – also doch wieder den eigenen Kopf zerbrechen.“ Lange war die Liste derer, denen Heckl für ihre Unterstützung dankte. Angefangen vom Schützenverein Auerhahn Walda, der im vergangenen Jahr sein 70-jähriges Bestehen gefeiert hatte „und wir uns sehr viel bei ihnen abgeschaut haben“, über die Unterstützung von Bauhof, Bürgerbüro oder dem Patenverein Hubertus Schainbach bis zu allen Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen des Festes beigetragen hatten.
Um auszudrücken, wie gut der Zusammenhalt im Verein ist, hatte Heckl ein paar Textstellen von einem Pfarrer „geklaut“, der 2016 auf dem Bezirksschützentag in Neuburg gesprochen hatte. Er sagte unter anderem den Satz: „Ein Schütze muss anständig sein.“ Das bedeute, dass man bei Wettkämpfen fair miteinander umgeht, sich Zeit für Vereinsveranstaltungen nimmt und sich auch nicht zu schade ist für eine Arbeit, die ansteht, so Heckl. Der Vorsitzende weiter: „Wir haben in Schorn das Glück, dass wir viele anständige Schützen haben, sonst würden wir heute nicht unser 100-Jähriges feiern.“
Werte wie Respekt im Wettkampf, Fairness im Miteinander und Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft seien die Werte, die den Verein zusammenhalten, bestätigte Zweiter Gauschützenmeister Peter Kiowski. Er erinnerte daran, dass vor einem Jahrhundert mutige Pioniere den Grundstein für den Verein gelegt hatten. „Seitdem hat sich viel verändert: Technik, Training, Sicherheitsstandards.“ Kiowski rief dazu auf, das Jubiläum zu nutzen, um Ideen zu sammeln, Begegnungen zu intensivieren und neue Wege zu gehen. Als Ehrengaben überreichte er dem Vorsitzenden der Lindenschützen Auszeichnungen von Bezirk, Bayerischer Sportschützenbund (BSSB) und Deutscher Sportschützenbund (DSB).
Die Lindenschützen hatten eine Spendenaktion zugunsten der Kartei der Not gestartet. Statt Gastgeschenken baten sie um Spenden für das Hilfswerk, das unverschuldet in Not geratene Menschen in der Region unterstützt. Sie übergaben Oliver Jaschek, Geschäftsführer der Kartei der Not, einen Scheck über 700 Euro.