Von Michael Hörmann
Weihnachten ist das Fest der Freude. Man muss aber nicht bis Heiligabend warten. In der Vorweihnachtszeit gibt es in Augsburg eine Hilfsaktion, die bedürftigen Menschen zugutekommt. Ihnen wird ein festliches Mehr-Gänge-Menü ausgeliefert. Die Kartei der Not, das Hilfswerk der Mediengruppe Pressedruck und des Allgäuer Zeitungsverlags, übernimmt die Organisation. Helfer fahren die Speisen aus. Den Hauptpart der Hilfsaktion übernehmen 14 Männer. Sie sind im Club der kochenden Männer vereint. Die Köche verstehen ihr Tun als ehrenamtliches Engagement. Die LEW-Kantine in der Schaezlerstraße ist ihr Treffpunkt. Einmal im Monat wird dort gemeinsam gekocht, in der Vorweihnachtszeit für die Kartei der Not. Damit ist jetzt allerdings Schluss. Den Köchen wurde gekündigt.
Kurt Reising ist Präsident des Clubs. „Die Kündigung haben wir kurzfristig erhalten“, sagt er am Sonntagvormittag, als die letzten Vorbereitungen für den Transport der Speisen getroffen werden. Sicherheitsgründe werden vom Energieversorger angeführt. Die zentrale schwäbische Stromversorgung werde vom LEW-Gebäude aus gesteuert. Reising sagt, dass aus seiner Sicht kein Umdenken erfolgen werde. „Wir müssen uns daher eine neue Bleibe suchen“, ergänzt der Präsident.
Es geht nach den Schilderungen von Oliver Brecheisen, der als Organisator im Koch-Club gilt, nicht allein um große Küchenräume. „Wünschenswert sind für uns auch Lagermöglichkeiten“, sagt er. Beim Essen für die Kartei der Not habe die LEW-Kantine stets ideale Voraussetzungen geboten. Zwei Tage lang stehen die Köche am Herd. Auch dieses Mal begannen die ersten Arbeiten am Samstag um 10 Uhr, bis 14 Uhr wurde gekocht. Am Sonntag trafen sich die Köche um 6 Uhr. Kurz nach 10 Uhr waren die Essenspakete weitgehend verpackt. Insgesamt 84 Menüs wurden dieses Jahr ausgeliefert.
Kuratoriumsmitglieder des Leserhilfswerks fahren die Weihnachtsmenüs am Sonntag aus. Kuratoriumsvorsitzende Ellinor Scherer ist mit von der Partie. Die Nachricht vom Aus der Aktion in der LEW-Kantine überraschte auch sie: „Es ist zu wünschen, dass eine Ersatzmöglichkeit gefunden wird.“ Oliver Jaschek, Geschäftsführer der Kartei der Not, verweist auf die langjährige Kooperation mit den Köchen: „Es ist immer einer der schönsten Termine vor Weihnachten.“ Beim Gruppenbild von Köchen und Ausfahrern, das es in dieser Form in der LEW-Kantine nicht mehr geben wird, kommt daher etwas Wehmut auf.
Die Kündigung hat die Köche zwar kalt erwischt. Ihre Motivation war dennoch wie immer riesig. „Das gemeinsame Kochen macht uns einfach Spaß“, sagt Oliver Brecheisen. Es sei „schön, etwas Gutes zu tun“, ergänzt Reising. Das Menü wird gemeinsam ausgearbeitet.
Man möchte jedes Jahr etwas anderes zubereiten, heißt es. In diesem Jahr ist ein gebratener Kalbsrücken in Pfefferrahmsauce mit Butterspätzle, Erbsen und Pilzen der Hauptgang. 30 Kilogramm Kalbsfleisch wurden verwendet. Jeweils 20 Kilogramm entfielen auf Spätzle, Erbsen und Pilze.
Die Köche betonen, dass ihr Tun von Sponsoren unterstützt werde. Stadtsparkasse Augsburg und die Sparkasse Schwaben-Bodensee stellen Geld für den Einkauf der Lebensmittel zur Verfügung. Die Firma Wiedemann organisiert Koch-Utensilien.
Die Weinkellerei Kunzmann aus Dasing spendiert alkoholfreien Punsch, die Bäckerei Balletshofer Weihnachtsplätzchen. Von der Metzgerei Boneberger kommt das Fleisch.