Von Daniela Hungbaur
und Berthold Veh
Schon zweimal in seinem Leben war er ganz unten, wusste nicht mehr weiter. Dabei ist er erst 37 Jahre. Und alleinerziehender Vater von vier Kindern – drei leiblichen und einem Pflegesohn. „Ich wollte immer etwas auf die Beine stellen“, beginnt er zu erzählen. „So wurden ich und meine Brüder erzogen.“ Nach seiner Ausbildung im Einzelhandel bildet er sich daher weiter. Früh lernt er seine erste Frau kennen, wird mit 19 zum ersten Mal Papa, heiratet, zwei Jahre später wird seine Tochter geboren –„bei mir ging es gleich Schlag auf Schlag“.
Doch schnell kommt der erste herbe Rückschlag. Die Ehe hält nicht. Die Mutter überlässt nach der Scheidung die beiden Kinder ihm, dem Vater. „Denn für mich standen meine Kinder schon immer an erster Stelle.“ Er zieht mit seinen Kindern zurück zu seinen Eltern, arbeitet Schichtdienst. Doch die Situation überfordert ihn – körperlich und psychisch: Er beginnt Drogen zu nehmen, Alkohol zu trinken, kündigt schließlich seinen Job, verliert jeglichen Lebensmut... Erst in einer psychosomatischen Klinik geht es wieder aufwärts, erzählt er. Er lernt eine Frau kennen, die einen Sohn mit in die Beziehung bringt, arbeitet wieder und wird noch einmal Papa einer Tochter. Doch auch diese Beziehung hält nicht, „weil meine Lebensgefährtin psychisch schwer krank wurde“. Wieder steht er allein mit zwei Kindern da. Diesmal kündigt ihm auch noch der Vermieter – „ich drohte mit meinen Kindern obdachlos zu werden“. Es war der zweite verzweifelte Tiefpunkt in seinem Leben.
Es ist die Familienhilfe, die einen Aufnahmeantrag im Ellinor-Holland-Haus in Augsburg für ihn stellt. Dort lebt er, der mit seinen Kindern in dieser besonders schwierigen Lebenslage lieber anonym bleiben will, nun mit seiner dreijährigen Tochter und dem siebenjährigen Pflegesohn. Es ist eine Bleibe auf Zeit. Doch das ist ihm sehr recht, wie er sagt, denn er will ja rasch wieder mit seinen Kindern auf eigenen Beinen stehen. Auch seine beiden Kinder aus erster Ehe, die bei seinen Eltern wohnen geblieben sind, zu denen er aber einen engen Kontakt pflege, haben ihn hier schon besucht und wären am liebsten gleich mit eingezogen.
Es ist ein ganz besonderes Haus, das Ellinor-Holland-Haus in Augsburg. Gerade die Kinder erholen sich oft am schnellsten, erzählt Susanne Weinreich, die pädagogische Leiterin der Einrichtung, und streichelt einem kleinen Mädchen, das im Eingangsbereich sitzt und malt, liebevoll über den Kopf. Manchmal daure es nur Tage bis die Kinder hier wieder aufblühen. Bis sie wieder lachen, wieder ausgelassen mit Gleichaltrigen durchs Treppenhaus sausen, wieder sichtlich Spaß am gemeinsamen Spiel haben. Es seien die dörflichen Strukturen auf dem Gelände im Textilviertel, zu dem auch eine Kindertagesstätte und ein Tante Emma-Laden sowie ein Café-Restaurant gehören, erklärt Susanne Weinreich, sie machten es nicht nur den Kindern, sondern auch den Erwachsenen leichter, Vertrauen zu fassen, zur Ruhe zu kommen, neue Pläne zu schmieden.
Und genau das ist das Ziel: Wer ins Ellinor-Holland-Haus kommt, braucht und will einen Neustart. Doch, wer hier in einer der 28 Wohnungen lebt, erhält bei diesem Neustart auch umfassende Hilfe – von Leiterin Susanne Weinreich und ihrem vierköpfigen pädagogischen Team. Seit nun fast zehn Jahren bietet die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, bedürftigen Menschen, die mehr brauchen als einen finanziellen Zuschuss, die eine Lebenskrise bewältigen müssen, für einen bestimmten Zeitraum eine beschützende und sie stärkende Umgebung.
Allerdings müssen die Bewohnerinnen und Bewohner auch kräftig mitarbeiten, betont Susanne Weinreich, die seit der Eröffnung des Hauses mit dabei ist. Es werden Zielvereinbarungen beschlossen, die einzuhalten sind. So gilt es beispielsweise oft, eine Ausbildung abzuschließen oder einen Arbeitsplatz zu finden. Was Susanne Weinreich und ihre Kolleginnen beobachten: Die Menschen kommen mit immer komplexeren Problemlagen. Oft überfordere dies das pädagogische Team: „Wir erhalten immer häufiger Anträge für psychisch sehr kranke Menschen. Doch so schwer es uns auch fällt, können wir diese oft nicht aufnehmen, weil uns dafür die therapeutische und ärztliche Kompetenz fehlt. Eine Aufnahme wäre unverantwortlich.“ Dagegen finden Menschen etwa nach konfliktreichen Trennungen oder nach der Bewältigung einer schweren Krankheit im Ellinor-Holland-Haus oft schnell Wege, sich wieder ein selbstbestimmtes, zufriedenes Leben aufzubauen.
Unterstützt wird das pädagogische Team von einem engagierten Kreis an Ehrenamtlichen. Sie bieten beispielsweise Bewerbungstraining an, geben Sprachkurse, gewährleisten den regelmäßigen Einkauf bei der Tafel. An diesem sonnigen Tag steht Paul Flemming mit einer Gruppe Bewohnerinnen und Bewohner auf der großen Terrasse im dritten Stock des Ellinor-Holland-Hauses. Unter seiner Projektleitung wurde aus einem zwar großen, aber eher tristen Balkon eine richtige Wohlfühloase – ein kleines Paradies. Gemütliche Sitzmöglichkeiten, Sonnensegel, eine schöne Bepflanzung und eine Beleuchtung für den Abend – die Bewohnerinnen und Bewohner gestalteten zusammen mit Paul Flemming einen Ort, an dem man sich ausruhen, aber auch austauschen kann. „Mir war vor allem wichtig, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner einbringen und ihre Ideen umsetzen konnten“, sagt Paul Flemming, der sich seit über acht Jahren im Ellinor-Holland-Haus ehrenamtlich engagiert. Der frühere Manager schwärmt vom Ellinor-Holland-Haus: „Das Tolle hier ist, dass Menschen in einer schwierigen Phase begleitet werden, um gestärkt am Leben teilzunehmen. Wenn ich hierzu einen kleinen Beitrag leisten kann, ist das was Wunderbares. Es ist bereichernd, wenn ich meine Erfahrungen, meine Kenntnisse und meine Kreativität einbringen kann, um gemeinsam etwas zu schaffen.“
Gerade solche gemeinsamen Aktionen sind wichtig, betont Susanne Weinreich: „Denn unsere Bewohnerinnen und Bewohner sollen auch lernen, dass man sich in einer Gemeinschaft aktiv einbringen muss, damit es sich dort gut leben lässt. Raus aus der Anspruchshaltung, rein ins selbst Aktivwerden.“
Das Ellinor-Holland-Haus, es ist längst ein Herzstück der Kartei der Not geworden. Sein Name erinnert an die verstorbene Gründerin der Stiftung, die Verlegerin und langjährige Herausgeberin der Augsburger Allgemeinen, Ellinor Holland. Ihre beiden Töchter, Ellinor Scherer als Kuratoriumsvorsitzende und Alexandra Holland als ihre Stellvertreterin, führen das Lebenswerk ihrer Mutter weiter. „Auf unser Ellinor-Holland-Haus sind wir schon sehr stolz“, sagt Ellinor Scherer. „Denn das Konzept ist längst ein Erfolgsmodell: In unserem Ellinor-Holland-Haus haben in den knapp zehn Jahren seit seiner Gründung so viele Menschen wieder neuen Mut geschöpft und ihr Leben wieder selbstbestimmt und hoffnungsvoll angepackt, das berührt mich immer wieder aufs Neue und imponiert mir auch sehr.“
Das Gros der etwa 80 Bewohnerinnen und Bewohner waren von Anfang an alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern. Daran hat sich bis heute nichts geändert. „Das passt sehr gut zu unserer Stiftungsarbeit“, erklärt Alexandra Holland. „Denn gerade auch die Förderung von Kindern und Jugendlichen, die in schwierigeren Familienverhältnissen leben, war unserer Mutter wichtig. Auch heute achten wir immer darauf, dass gerade Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Familien gute Entwicklungschancen erhalten.“
Doch viele Bewohnerinnen und Bewohner des Ellinor-Holland-Hauses können sich noch so anstrengen, sie scheitern oft an einer Stelle: Sie finden nach Bewältigung ihrer Lebenskrise keine bezahlbare Wohnung. „Die Suche nach günstigen Wohnungen in Augsburg ist oft eine Katastrophe“, sagt die pädagogische Leiterin Susanne Weinreich. „Gerade auch alleinerziehende Mütter mit Migrationshintergrund, die mehrere Kinder haben, tun sich häufig extrem schwer. Und das schmerzt uns so sehr, weil diese Menschen alles bei uns getan haben, um ihr Leben wieder in gute Bahnen zu lenken, um gute Mieterinnen und Mieter zu sein, und dann erhalten sie nur Absagen.“ Gerade auch vor diesem Hintergrund entschloss sich das Kuratorium der Kartei der Not zu einem Neubau neben dem Ellinor-Holland-Haus. „Wir wollen damit ganz gezielt für Menschen Wohnmöglichkeiten schaffen, die es auf dem Mietmarkt schwer haben“, sagt Ellinor Scherer. „Wir spüren hier eine große soziale Verantwortung.“
Daher soll in unmittelbarer Nachbarschaft des bestehenden Ellinor-Holland-Hauses ein neues Gebäude mit circa 35 barrierearmen Wohnungen entstehen –das Grundstück gehört bereits der Stiftung. Ein-Zimmer-Appartements sind ebenso in Planung wie Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen. Einziehen dürfen bedürftige Menschen. Wie im jetzigen Ellinor-Holland-Haus ist eine pädagogische Fachkraft als Anlaufstelle vorgesehen. Doch, anders als im Ellinor-Holland-Haus, ist die Zusammenarbeit freiwillig. Auch die Mietdauer soll dort nicht mehr befristet sein. „Angedacht ist unter anderem in manchen Fällen eine Art Anschlusswohnen an das Ellinor-Holland-Haus“, erklärt Geschäftsführer Oliver Jaschek, betont aber gleichzeitig: „Vor allem wollen wir Wohnraum für alle Bedürftigen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der Augsburger Allgemeinen, ihrer Heimatausgaben sowie der Allgäuer Zeitung zur Verfügung stellen, die sich dort für einen Wohnplatz bewerben können.“
Finanziert wird das gut 13 Millionen Euro teure Projekt aus dem Stiftungsvermögen. Wobei die beiden Vorsitzenden des Kuratoriums, Ellinor Scherer und Alexandra Holland, hervorheben: „Trotz dieser großen Investition werden wir weiterhin in Einzelfallhilfen Menschen in der Region, die ohne eigenes Verschulden in Not geraten sind, unterstützen. Und auch unsere Förderung von sozialen Projekten ist davon nicht tangiert.“ Die Kartei der Not feiert in diesem Jahr ihr 60. Jubiläum. „Diesen Einsatz wollen wir engagiert weiterführen.“ Der Neubau, der 2029/2030 fertiggestellt sein soll, gilt damit als Fortschreibung der Erfolgsgeschichte der Stiftungsarbeit und des Ellinor-Holland-Hauses. Er will Platz bieten gerade auch für bedürftige Familien mit Kindern.
Dass es gerade Kinder von geflüchteten Menschen oft ausgesprochen schwer haben, hat eine 31-jährige gebürtige Afrikanerin erlebt. Wer ihre beiden Zwillingstöchter beim Spiel mit Peppa Pig im Spielbereich des Ellinor-Holland-Hauses gleich im Erdgeschoss beobachtet, wie sie begeistert die Figuren immer wieder neu umkleiden, käme nie auf die Idee, dass sie mit ihrer Mama schon so schwere Zeiten durchgemacht haben. Wie der alleinerziehende Vater will auch die 31-Jährige ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Zu stigmatisierend ist es oft, wenn Menschen bedürftig sind oder es waren. Dabei kann die 31-Jährige, die neben den Zwillingsmädchen noch zwei Söhne hat, wahrlich stolz auf sich und ihre Kinder sein. Allein nach Deutschland geflüchtet, auf der Flucht Traumatisierendes erlebt, wurde sie ungewollt schwanger. Sie gibt offen zu, dass sie ohne Sprachkenntnisse und ohne ausreichendes Wissen um Verhütungsmethoden völlig überfordert mit allem war. Als sie damals auf Vermittlung eines Mutter-Kind-Heimes mit ihren Kindern ins Ellinor-Holland-Haus kommt, kann sie kaum Deutsch. Doch Susanne Weinreich spürt schnell, was in dieser Frau für ein enormer Lernwillen steckt, und unterstützt sie nach Kräften. Heute spricht die 31-Jährige nicht nur sehr gut Deutsch, sie lebt mit ihren Kindern in einer eigenen Wohnung und arbeitet begeistert in ihrem Traumjob, in der Pflege. Mit dem Vater ihrer Zwillingstöchter hat sie zwar ein gutes Verhältnis, zusammenziehen will sie aber nicht: „Ich will eigenständig bleiben“, betont sie.
Doch soweit sie sich auch hochgearbeitet hat, so groß sind ihre Ängste um ihre Kinder: „Dunkelhäutige Menschen haben es in Deutschland und auch in einer Großstadt wie Augsburg nicht leicht.“ Das habe sie am eigenen Leib immer wieder erfahren. Um sich selbst mache sie sich keine Sorgen, aber um ihre Kinder, die sich doch ein gutes, sicheres Leben aufbauen sollen.
Wie schwer dieser Aufbau oft ist, gerade, wenn man aus benachteiligten Familien kommt, das erfährt man nicht nur im Ellinor-Holland-Haus in Augsburg. Es gibt noch eine andere Einrichtung im Landkreis Dillingen, die den Namen der Gründerin der Kartei der Not trägt: das Haus Ellinor Holland in Gundelfingen. Jason Levin Barna kann sich noch gut an den Freitag im Januar des Jahres 2010 erinnern, als die damalige Leiterin Schwester Maria Elisabeth und Verlegerin Ellinor Holland den Anbau am Gundelfinger Kinderheim St. Clara eröffnet haben. Der heute 25-Jährige lächelt, als er auf die Fotos zeigt, die beim Festakt gemacht wurden und im Gang der Einrichtung zu sehen sind. „Schwester Maria Elisabeth war für uns alle wie eine Mutter“, sagt Barna. Der Heidenheimer kommt als Vierjähriger ins Kinderheim im Landkreis Dillingen. Die Verhältnisse zuhause sind für ihn und seine Zwillingsbrüder katastrophal. „Meine Mama ist psychisch krank, mein Vater ebenfalls.“ Die Zerrüttung in der Familie will der heutige Berliner nicht detailliert beschreiben. Seine Mutter sei von Ort zu Ort gezogen, die Eltern seien nicht fähig gewesen, ihre Kinder zu erziehen. „Es ging einfach nicht mehr“, analysiert er im Rückblick. Seine Zwillingsbrüder kommen in eine Pflegefamilie, Jason Levin Barna ins Kinderheim St. Clara.
Den Anfang dort hat der 25-Jährige in nicht so guter Erinnerung. „Es waren lauter fremde Kinder um mich herum. Im Kindergarten hatte ich Freunde gehabt.“ Die Situation ändert sich aber schnell, die Kinder in St. Clara und die Erzieherinnen werden zu seiner neuen Familie. Allen voran die Schwestern der Dillinger Franziskanerinnen um die Chefin Maria Elisabeth Marschalek. Am Tag, als er über seine Erinnerungen mit unserer Redaktion spricht, ist es genau zwei Jahre her, dass die Schwester gestorben ist. Mehrere Ehemalige sind deshalb zu einem Treffen nach Gundelfingen gekommen. Oft werde er bemitleidet, dass er in einem Kinderheim aufwachsen musste. „Aber ich habe dort eine schöne Kindheit erlebt“, betont Barna. Er habe im Kinderheim ein gutes Leben gehabt. „Es wurden uns dort Dinge ermöglicht, die in meiner Familie sicher unmöglich gewesen wären.“
Das Haus Ellinor Holland ist ein wichtiger Baustein im Gundelfinger Kinderheim. Die zehn Plätze der Gruppe sind gleich bei der Eröffnung vor 15 Jahren voll belegt. Die Kartei der Not trägt damals mit 300.000 Euro zur Verwirklichung des 1,1-Millionen-Euro-Projekts bei. Die Zusage des Leserhilfswerks sei „wie eine Visitenkarte“ gewesen, sagte Schwester Maria Elisabeth unserer Redaktion. „Das war die Basis, dass wir das Projekt realisieren konnten.“ In der Folge unterstützten auch andere Institutionen den Bau.
Für Jason Levin Barna ist die Zeit in St. Clara der Startschuss in ein selbstbestimmtes Leben. Bis zur Volljährigkeit lebt der gebürtige Heidenheimer im Kinderheim, bis zum Alter von 21 Jahren in Gundelfingen. Nach der Mittelschule bricht er eine Ausbildung im Tiefbau der Bahn ab. Er absolviert ein Berufsvorbereitungsjahr bei Kolping, holt die Mittlere Reife nach, macht eine kaufmännische Grundausbildung und eine Lokführer-Ausbildung. Die Diskussionen mit Schwester Maria Elisabeth wirken bis zum heutigen Tage in ihm nach. „Ihr ging es um Themen wie Natur, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit“, sagt der 25-Jährige. Als ein anderes Kind an Weihnachten ein größeres Geschenk als er selbst bekommt, protestiert er entschieden. „Warum machst Du das, das ist unfair“, klagt der kleine Jason Levin. Die Franziskanerin sagt daraufhin dem Jungen, dass „die einen Kinder mehr brauchen, die anderen weniger“.
Der junge Erwachsene beginnt, sich politisch zu engagieren und das ist bis heute so geblieben: „Schwester Maria Elisabeth wäre stolz, dass ich mich für soziale Gerechtigkeit einsetze“, sagt Jason Levin Barna. Inzwischen lebt der 25-Jährige in Berlin und ist auch beruflich angekommen: Jason Levin Barna wird Verwaltungsfachangestellter bei einer Bundesbehörde, der Abschluss der Ausbildung steht im Jahr 2027 an.
Den Mitarbeitenden des Gundelfinger Heims, das etwa 50 Kinder betreut, ist es eine Herzensangelegenheit, dass die Gruppe im Neubau den Namen der Kartei-der-Not-Gründerin Ellinor Holland trägt, sagt die heutige Leiterin Stephanie Punzmann. Es gebe nur sehr wenige Einrichtungen, die Kinder von der Geburt bis zum Alter von fünf Jahren aufnehmen, erklärt sie.
Unsere Verlegerin fand einen direkten Draht zu den Buben und Mädchen in der Einrichtung. „Wir hatten damals ein Kind, das so verstört war, dass es mit niemanden gesprochen hat“, erinnerte sich Schwester Maria Elisabeth. Genau mit diesem Kind habe Ellinor Holland ganz vertraut im Garten gesessen. Die Gründerin der Kartei der Not wusste, dass es im Leben oft nicht so läuft, wie man es sich vorstellt, dass tiefe Krisen kommen können, schmerzhafte Rückschläge. Sie glaubte aber auch fest daran, dass es gemeinsam geht – ein Motto, das bis heute die Kartei der Not und die Häuser prägt, die ihren Namen tragen, in Augsburg ebenso wie in Gundelfingen.