Von Daniela Hungbaur
Augsburg Knapp ist das Geld seit Jahren. „Doch jetzt steht mir das Wasser wirklich bis zum Hals, ich weiß einfach nicht mehr weiter“, sagt der 45-Jährige, der infolge der schweren psychischen Erkrankung seiner Frau seine drei Töchter im Schulkindalter alleine großzieht. Seine beiden ältesten Töchter sind schon aus dem Haus. „Die Lebensmittel sind so teuer geworden, dass wir eigentlich nur noch Nudeln und Reis essen“, erzählt er, „denn das ist noch das Billigste.“ Größte Sorgen bereiten ihm aber auch die sprunghaft steigenden Energiepreise, lebt er doch mit seinen Kindern in einem kaum isolierten Haus zur Miete. Als ihm nun auch noch eine Stromsperre drohte, sprang ihm die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung, zur Seite.
Der Mann ist kein Einzelfall in unserer Region. Immer häufiger erreichen unser Leserhilfswerk Anträge von verzweifelten Menschen, die vor dem Hintergrund der allgemeinen Teuerung um Unterstützung bitten: „Es sind Menschen aus den unterschiedlichsten Altersgruppen“, erklärt Arnd Hansen, Geschäftsführer der Kartei der Not. „Es sind vor allem Alleinerziehende mit mehreren Kindern, aber auch Seniorinnen und Senioren, die ohnehin schon an der Grenze zur Armut leben.“ Vielen gehe es wie dem 45-jährigen Vater: Sie leben oft in alten, schlecht isolierten Wohnungen und können gerade die massiv angestiegenen Strom-, Heiz- und Nebenkosten nicht mehr bezahlen, berichtet Arnd Hansen. Belastend hinzu komme in den allermeisten Fällen, dass schon für Lebensmittel und Miete der Großteil des zur Verfügung stehenden Geldes aufgebraucht wird.
Die Kartei der Not bittet daher trotz der Krisenlage, die ja sehr viele spürbar belastet, gerade auch die wirklich existenzielle Not vieler Menschen in unserer unmittelbaren Nähe nicht zu vergessen: „Unser Leserhilfswerk wird seit über 50 Jahren von der starken Solidarität der Menschen in unserer Region getragen“, betont Ellinor Scherer, die Vorsitzende des Kuratoriums der Kartei der Not. „Gerade jetzt in diesen angespannten Zeiten brauchen viele Menschen, die aufgrund ihres Alters, aufgrund von Krankheit oder anderen schweren Schicksalsschlägen geschwächt sind und die ohne eigenes Verschulden in Not geraten sind, ganz besonders unseren Beistand. Wir dürfen es nicht zulassen, dass sie sich im Stich gelassen fühlen und verzweifeln.“
Auch Alexandra Holland, die stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums, hebt die jetzige besondere Situation hervor. Schließlich folgt gerade eine Krise auf die nächste. „War die Corona-Pandemie schon schwer genug, führen der Ukraine-Krieg und die aktuelle Energiekrise nun wieder zu großen Belastungen. Wir haben in all den Jahren und Jahrzehnten mit unserer Stiftung schon sehr viel Bedürftigkeit und Armut in unserer Region gesehen und immer versucht, die Not zu lindern“, sagt Alexandra Holland. „Aber was im Moment auf uns alle zukommt und ganz besonders auf die Menschen, die es ohnehin schon schwer genug haben, bildet eine ganz neue Herausforderung. Daher ist es jetzt besonders wichtig zu helfen, und daher bitten wir gerade jetzt um Spenden.“
Brisant ist die Lage, weil immer mehr Menschen in eine Notlage geraten, die bisher gerade so über die Runden gekommen sind, schildert der Geschäftsführer der Kartei der Not die Lage. So geht es auch einem Ehepaar, beide Mitte 60, für das eine Beratungsstelle um Unterstützung bei unserem Leserhilfswerk gebeten hat. Der Mann arbeitete über Jahrzehnte als Lkw-Fahrer. Doch als er schwer erkrankte, musste er eine Erwerbsminderungsrente beantragen. Die Mieterhöhungen der letzten Jahre waren für das Ehepaar schon schwer zu bewältigen, nun steigen auch noch die Preise für Öl und Holz. Als dann der Kühlschrank plötzlich kaputt gegangen ist, war kein Geld mehr für einen anderen gebrauchten oder gar einen neuen übrig. Die Kartei der Not hat die beiden finanziell unterstützt.
Und auch der 45-jährige fünffache Vater erhielt einen Zuschuss vom Leserhilfswerk unserer Zeitung. „Ich bin wirklich sehr dankbar für diese schnelle und unbürokratische Hilfe“, sagt er. „Allerdings fiel es mir schon sehr schwer, bei der Beratungsstelle vorzusprechen, denn eigentlich will ich es alleine schaffen, ich bin kein Mensch, der bei Ämtern bettelt und Anträge stellt – es ging aber einfach nicht mehr, ich habe es für meine Töchter getan.“ Als wäre die Situation nicht schon hart genug, komme noch hinzu, erzählt er, dass die Hauseigentümer ins Ausland gezogen seien und das Haus an die Bank verkauft worden sei. „Die Bank will uns jetzt raushaben und das Haus verkaufen. Seit elf Jahren wohnen wir hier und ich habe immer alles selbst repariert und so gesehen sehr viel Geld investiert. Doch in so einer Situation hilft dir niemand.“ Habe er Pech, sagt er, sitzen er und seine Kinder bald auch noch auf der Straße.
Obwohl er arbeitet, „reicht der Lohn hinten und vorne nicht“. Gespart werde an allen Ecken und Enden, erzählt er: beim Essen, bei der Kleidung. Trotz der finanziellen Überbrückungshilfe durch unser Leserhilfswerk hat der Mann große Ängste, wie im Gespräch mit ihm deutlich zu spüren ist: „Ich liebe meine Töchter“, sagt er. „Und es geht mir nicht um mich. Ich kann frieren, ich bin hart im Nehmen. Angst habe ich aber davor, dass auch meine Töchter bald in der Kälte sitzen werden, weil wir uns das Heizen einfach nicht mehr leisten können. Ich habe vor den nächsten Monaten richtig Angst.“
Spenden: Möchten auch Sie Menschen aus der Region unterstützen? Das sind die Spendenkonten der Kartei der Not, dem Leserhilfswerk unserer Zeitung:
Sparkasse Schwaben-Bodensee
IBAN: DE78 7315 0000 0034 0070 70
BIC: BYLADEM1MLM
Stadtsparkasse Augsburg
IBAN: DE97 7205 0000 0000 0020 30
BIC: AUGSDE77XXX
Sparkasse Allgäu
IBAN: DE33 7335 0000 0000 0044 40
BIC: BYLADEM1ALG
Sparda-Bank Augsburg
IBAN: DE42 7209 0500 0000 5555 55
BIC: GENODEF1S03
Wenn Sie Hilfe brauchen: Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind und Unterstützung benötigen, sollten sich an eine soziale oder kommunale Beratungsstelle bei ihnen vor Ort wenden. Dort erhalten sie die Hilfe, die sie brauchen. Auch stellen die Experten der Beratungsstellen, mit denen wir eng zusammenarbeiten, mit ihnen die Anträge an die Kartei der Not.