Von Berthold Veh
Als Heinrich Magosch 2019 erneut zu einer legendären Kampfsport-Benefizgala mit der Weltspitze des Taekwondo in die Dillinger Sebastian-Kneipp-Halle eingeladen hatte, ließ der Großmeister aus Schwenningen wissen, dass es das letzte Mal gewesen sei. Der Schwenninger versprach aber, „weiterhin etwas für die Kartei der Not zu tun“. Denn der Einsatz für das Leserhilfswerk unserer Zeitung gehört zur DNA des Vorsitzenden des Taekwondo-Clubs Donau-Lech-Iller – mit seinen etwa 1600 Mitgliedern so etwas wie der FC Bayern München dieser Sportart. Nach 2023 hat der inzwischen 70-Jährige am Samstag erneut zu einem Benefiz-Lehrgang zugunsten der Kartei der Not nach Dillingen eingeladen. „Es sind 20 Großmeister da, das gibt‘s auf der ganzen Welt nicht“, sagt Magosch stolz. Und es kommen etwa 360 Kampfsportler und Kampfsportlerinnen von rund 50 Vereinen aus ganz Deutschland, die sich in Dillingen Tipps für ihr Training holen.
Heinrich Magosch selbst ist am Samstag seit 5.30 Uhr auf den Beinen. Bereits am Freitagabend hat es für die Spitzensportler einen Empfang bei Oberbürgermeister Frank Kunz im Rathaus gegeben. Viele Helfer und Helferinnen tragen zu dem Gelingen des Events in Dillingen bei, das am Abend ein emotionales Ende bei einem Festakt im Schloss Kalteneck in Schwenningen finden wird. Magosch erhält vom BLSV-Kreisvorsitzenden Alfons Strasser die goldene Ehrennadel des Bayerischen Landessportverbands. Nach dem Lehrgang bringen 200 Sportler und Sportlerinnen etwa 400 Zuschauern in der Kneipp-Halle die Faszination des Kampfsports nahe. Haufenweise Bretter und Ziegelsteine werden zerschlagen. Die Zuschauer, unter ihnen auch Frank Kunz, Schwenningens Bürgermeister Johannes Ebermayer und Grünbeck-Geschäftsführer Günter Stoll, sehen im Grunde doch eine Kampfsport-Gala (Bericht folgt) und feiern die Athleten. „Was für eine Athletik, die Vorführungen sind fantastisch“, staunt die Holzheimerin Nicole Bawidamann. Der Präsident der Deutschen Allkampf-Union, Friedrich Kosak, schwärmt von der Vorführung Magoschs mit seinem Enkel. „Diese Begeisterung und Konzentration des Buben, das ist fantastisch“, sagt Kosak.
Aber das ist noch nicht alles. Bei einem Festakt am Abend feiert das „Who is Who der der Kampfsport-Szene in der Region und darüber hinaus“, wie Landrat Markus Müller sagt, das 40-jährige Bestehen des Taekwondo-Clubs Donau-Lech Iller. Und Heinrich Magosch: Der Präsident des Deutschen Allkampfbundes führt den Verein mit Sitz in Dillingen bereits seit vier Jahrzehnten. Seit 36 Jahren steht ihm Großmeister Günter Sonner aus Günzburg zur Seite. Magosch begann seine Taekwondo-Laufbahn vor 55 Jahren in Burgau, der zweite Taekwondo-Club überhaupt in Deutschland. 60 Mitglieder waren es zu Beginn, heute zählt der Taekwondo-Club Donau-Lech-Iller 1600 Mitglieder. Taekwondo und Allkampf seien anfangs „ein ganz zartes Pflänzchen“ in der Region gewesen, stellt Landrat Müller fest. Durch Macher wie Magosch und seine Mitstreiter sei daraus eine starke Pflanze geworden.
Oberbürgermeister Frank Kunz übergibt Heinrich Magosch am Samstagabend für dessen Lebenswerk eine besondere Ehrung, die der Dillinger Stadtrat einstimmig beschlossen hat: die Goldene Verdienstmedaille der Kreisstadt. Magosch habe den Verein geprägt und deutschlandweit bekanntgemacht. Als Trainer ist der Schwenninger bereits seit 1975 aktiv. 300 bayerische Meistertitel und 85 deutsche Meistertitel seien inzwischen erkämpft worden. Magosch selbst, der als einer der wenigen den 9. DAN (Meistergrad) im Taekwondo aktiv errungen hat, gewann 33 bayerische und 19 deutsche Meistertitel. Kunz lobt die „Disziplin, Beharrlichkeit und tiefe Liebe zum Sport“ des 70-Jährigen – und er stellt dessen „herausragendes caritatives Wirken“ zugunsten des Leserhilfswerks Kartei der Not heraus. Magosch und seine Mitstreiter haben in den vergangenen 40 Jahren die unglaubliche Summe von 165.000 Euro für die Kartei erkämpft. Als Kunz die Urkunde und Goldene Verdienstmedaille übergibt, wird der Schwenninger mit stehenden Ovationen gefeiert.
Es gibt noch weitere Ehrungen. Der Zweite Vorsitzende Günter Sonner bezeichnet Magosch als „die Lokomotive“ des Taekwondo-Clubs Donau-Lech-Iller und ernennt ihn bereits jetzt zum Ehrenvorsitzenden. Der Präsident der Bayerischen Taekwondo-Union, Hasim Celik, übergibt zwei Mal die Ehrennadel in Platin – einmal an den Club und einmal an den Vorsitzenden Magosch.
Das Finale des Festakts ist emotional. „Mir fehlen etwas die Worte, aber ich mache weiter“, sagt Heinrich Magosch und will eine Spende aus den Einnahmen des Lehrgangs in Höhe von 9050 Euro für die Kartei der Not an Redaktionsleiter Berthold Veh übergeben. Da greift wieder einmal Unternehmer Andreas Kimmerle ein, der zuvor an eine Rede Winston Churchills („Niemals aufgeben, niemals aufgeben, niemals, niemals, niemals ...) erinnert hat. Der Höchstädter schraubt – wie bei den beiden vergangenen Benefizveranstaltungen – die Spendensumme für die Kartei der Not in eine atemberaubende Höhe nach oben. Kimmerle lässt 20.000 Euro auf den Scheck schreiben. Alle Versammelten sind zunächst sprachlos und geben schließlich stehende Ovationen.
Unternehmer Andreas Kimmerle erhöht die Kartei-Spende.