Für Bürgermeister Roland Eichmann war die Friedberger Zeit 2025 ein großer Erfolg: „Diese Ausgabe wird uns in Erinnerung bleiben, mit ihren schönen und ruhigen Momenten, voller Poesie und einem besonders hohen Anteil an Gewandeten.“ Daran können auch die im Vergleich zum letzten Mal fast 30.000 weniger gekommenen Besucher nicht rütteln. Waren es damals noch 160.000, sind es heuer 130.000 Gäste. Organisationsleiter Frank Büschel sieht die Gründe dafür vielschichtig. Die Sommernächte und das Wetter seien Punkte gewesen, ob die neuen Eintrittspreise eine Rolle spielten, könne aber auch er nicht beurteilen.
Der guten Stimmung tat das freilich keinen Abbruch. Laut Büschel gab es so gut wie keine Zwischenfälle. Polizei und Securitys hatten wohl eines der ruhigsten Altstadtfeste jemals zu betreuen und das Feedback sei von allen Seiten hervorragend gewesen. Gerade die letzten Tage hielten, was sie versprachen und damit sehen sich die Organisatoren 2025 voll im Soll. Das finale Wochenende brachte schließlich auch bei den Wirtsleuten den erwünschten positiven Effekt. Kai Schäfer war das erste Mal auf der Friedberger Zeit und bekam nicht nur eine Bäckertaufe, sondern am Ende auch gute Verkaufszahlen. Der Betreiber des Wirtshauses zum Krugschieber in der Bauernbräustraße haderte nach der Hälfte des Festes noch mit ausbleibender Kundschaft, was sich aber gegen Ende der Veranstaltung deutlich änderte. „Jetzt bin ich wirklich hochzufrieden“, sagt er. Getränke und Mahlzeiten seien an den Mann gebracht worden und in drei Jahren ist er wieder mit dabei.
Was bei Manfred Losinger sowieso nie zur Debatte stand. „Natürlich sind wir beim nächsten Altstadtfest wieder dabei. Wir hatten auch 2025 ein ganz hervorragendes Jahr, jetzt reicht es dann aber schon langsam“, lacht der Chef der Wittelsbacher Bauernschänke. Mittlerweile komme er schon etwas auf dem Zahnfleisch daher. Das aber auch aus gutem Grund. Denn am zweiten Freitag lief sein Laden so gut, dass sogar dem erfahrenen Altstadtfest-Wirt der Kaiserschmarrn ausgegangen ist. Losinger musste nach Hause, um nachzuproduzieren.
Ähnlich erfolgreich war die Friedberger Zeit für Alisa Gerster, die mit ihrem veganen Genussatelier erstmals ihre Zelte aufschlug. Die Reaktionen an ihrem Stand sprachen Bände. „Immer wieder kamen Besucher und sagten mir, dass ihnen meine Produkte empfohlen wurden“, so die 26-Jährige. Dementsprechend stiegen die Zahlen der verkauften „Ohne-Ox-Semmeln“ in unerwartete Höhen, sodass sie es in der Küche schon fast nicht mehr hören konnten, wenn eine neue Bestellung kam.
Auch bei den Standbetreibern mit handwerklichem Hintergrund fällt die Bilanz positiv aus. Der heimliche Star der Friedberge Zeit waren die teils vor Ort bedruckten Stofftaschen der historischen Gilde der Drucker. Die Jutebeutel mit der Aufschrift „Habe die Ehre“ fanden so reißenden Absatz, dass am Mittwoch nachbestellt werden musste. „Das kam unerwartet“, lässt der 1. Vorsitzende, Daniel Fiebig, wissen. Eigentlich habe er gedacht, 100 Stück würden reichen. Dem war aber nicht so. Die 100 nachbestellten Exemplare kamen dann am Freitagvormittag an und waren am Abend schon wieder verkauft. Die Erlöse gehen an die Kartei der Not, das Hilfswerk der Mediengruppe Pressedruck und des Allgäuer Zeitungsverlags.
Zwar nicht ausverkauft, aber stets gut besucht war auch der Schmuckstand von Franziska und Silvia Schweizer. Egal ob Kettchen, Armband oder Ring, alles fand diesmal einen Abnehmer. Franziska Schweizer meint, dass der Umsatz wieder richtig gut gewesen sei, wenngleich der Hype nicht dieselben Ausmaße als wie vor zwei Jahren annahm. Was ihr aber die Stimmung keineswegs vermieste: „So schön entspannt war es selten. Da macht es nicht viel aus, dass vielleicht ein bisschen weniger Leute da waren.“
Am Handwerkerstand von Fritz Hirsch verlief ebenfalls alles nach Plan. Über das Jahr über ist der Münchener auf 25 Märkten unterwegs und verkauft seine gedrechselten Holzkunstwerke. Ihm fehlten allerdings ein bisschen die Handwerkskollegen, die seiner Meinung nach peu à peu weniger werden auf der Friedberger Zeit. Ändert aber nichts an seiner Freude über das Fest. Herrlich sei es anzuschauen, wie sich die Friedbergerinnen und Friedberger feiern und den Barock zelebrieren. Deshalb werde auch er bei der nächsten Ausgabe wieder hinter seiner Drechselbank stehen.
Doch wer könnte besser über die Festivität bilanzieren als der Oberzöllner höchstselbst. Karl Schafitel steht seit 2007 an der Pforte und will von Diskussionen über den erhöhten Eintrittspreis nichts wissen. „An der Schranke habe ich davon Null Komma Null mitbekommen. Klar, es ist teurer, aber ich glaube, dass die Besucher zu schätzen wissen, was hier auf die Beine gestellt wird“, berichtet Schafitel. Laut dem Oberzöllner soll es sogar vorgekommen sein, dass sich manche Gäste ihr Tagesticket spontan in ein Mehrtagesticket umwandeln ließen, da ihnen die Atmosphäre so zusagte. Kommentar