Corona macht in diesem Jahr vieles unmöglich. Auch das traditionelle Weihnachtsmenü für Bedürftige, das der Club kochender Männer in Augsburg seit über 40 Jahren zubereitet, muss ausfallen. Trotzdem sollen die Empfänger etwas Leckeres auf dem Tisch haben.
Was haben Sie sich als Alternative ausgedacht, Herr Mader?
Mader: In den vergangenen Jahren ist es immer so abgelaufen, dass sich unsere Kochbrüder am dritten Adventssonntag in der Großküche der Lechwerke am Königsplatz getroffen haben. Dort wurde ein viergängiges Menü gekocht. Es ist für Menschen gedacht, die sich so ein Weihnachtsessen selber nicht leisten können. Wegen der Pandemie können wir die Küche in der LEW-Zentrale in diesem Jahr nicht nützen. Deshalb haben wir uns eine Alternative zum Menü ausgedacht.
Das steckt im Kulinarik-Paket des Clubs kochender Männer
Was erwartet die Bedürftigen in diesem Jahr zum Fest?
Mader: Diesmal gibt es kulinarische Geschenkpakete für rund 100 Empfänger. Zusammen mit meinem Kochbruder Alexander Brecheisen habe ich dafür italienische Lebensmittel zusammengestellt. Man kann sie in einer Reihenfolge ähnlich wie ein Menü verzehren. Als Aperitif gibt es ein Fläschchen alkoholfreien Crodino. Die Vorspeise besteht aus Salami und Speck. Es folgt ein Hauptgang mit Spaghetti, die man wahlweise mit einer Tomatensoße und Parmesan-Käse, Thunfisch oder Pesto kombinieren kann. Wer will, kann die Hauptspeise noch mit Olivenöl und Balsamico-Essig verfeinern. Zum Dessert haben wir Panettone-Kuchen, Weihnachtsplätzchen und Pralinen eingepackt. Für die Finanzierung der Aktion konnten wir verschiedene Sponsoren gewinnen, es sind die Kreissparkasse und Stadtsparkasse Augsburg, Rausch Verpackung, die Bäckerei Balletshofer und die Firma Mavin.
Wie geht es jetzt mit den Weihnachtsessen-Paketen weiter?
Mader: Wir arbeiten bei unserem Projekt seit elf Jahren mit der Stiftung Kartei der Not, dem Leserhilfswerk der Augsburger Allgemeinen, zusammen. Auch in diesem Jahr werden Kuratoriumsmitglieder des Leserhilfswerkes den Lieferservice übernehmen. Dabei werden sie selbstverständlich die geltenden Corona-Regelungen einhalten. Die Fahrer kommen am Sonntagvormittag zu unserer Verteilerstelle in die Hutfabrik Lembert, um die Pakete zu übernehmen. Von dort transportieren sie die Weihnachtsüberraschung zu den Empfängern.
Viele Dankesgrüße von den Empfängern
Wie kommt die gemeinsame Weihnachtsaktion an, gab es in den vergangenen Jahren Rückmeldungen?
Mader: Wir bekommen für unser Weihnachtsmenü jedes Jahr viele Zuschriften und Dankesgrüße von Empfängern. Teilweise sind sie sehr emotional. Ein Fahrer berichtete uns von einer Familie mit mehreren Kindern, die buchstäblich Freudentränen in den Augen hatten, als sie das Menü geliefert bekamen. Wir hoffen, dass unsere kulinarischen Geschenkpakete auch so ankommen, wie wir uns das vorstellen. Es ist kein warmes Essen, aber ein schönes Paket im Wert von rund 40 Euro.
Welchen Stellenwert hat für Sie selbst gutes Essen?
Mader: Kochen und Essen ist für mich ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. In unserem Kochclub pflegen wir Kochkunst, Tisch- und Esskultur als gemeinsames Erleben in der Küche und am Herd. Dort gibt es oftmals besondere Gerichte. Ich persönlich pflege die bayerische und italienische Küche, freue mich aber auch über ein Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat.
Wie wirkt sich Corona auf das Club-Leben aus?
Mader: Momentan liegt es etwas brach, aber wir versuchen über die sozialen Medien in Kontakt zu bleiben. Normalerweise treffen wir uns einmal im Monat, um ein Menü vorzubereiten, zu kochen und zu essen. Aktuell ist das nicht möglich, aber dafür habe ich mehr Zeit, neue Gerichte zu kreieren. Die Testessen finden dann innerhalb der Familie statt.
Zur Person: Walter Mader, 71, ist seit Januar Präsident im Club kochender Männer in Augsburg. Beruflich ist er Sachverständiger für Kraftfahrzeuge.