„Insgesamt konnten wir seit 1965 mit 43,7 Millionen Euro Menschen in Not unterstützen.“ Als Ellinor Holland das Leserhilfswerk gründete, da lag ihr vor allem die schnelle und unbürokratische Hilfe am Herzen. Das 2016 bezogene Ellinor-Holland-Haus im Augsburger Textilviertel entstand aus der Erfahrung, dass in vielen Fällen auch längerfristige Unterstützung nötig ist, damit das Leben wieder in geordneten Bahnen verlaufen kann. So steht das Hilfswerk heute auf zwei Säulen, wobei die Einzelfallhilfe nach wie vor der Schwerpunkt der Arbeit ist.
Was die Kartei der Not innerhalb eines Jahres so alles leistet, kann man anhand der Zahlen für das vergangene Jahr sehen, in dem fast 2000 Anträge gestellt wurden.
- Im Bereich Wohnen wurde am häufigsten um Hilfe gebeten, 776 Anträge gingen hier ein. In Zeiten stetig steigender Mietpreise droht vielfach Wohnungslosigkeit. Ein weiteres Problem sind hohe Nebenkostenabrechnungen, die dazu führen, dass Familien keinen Strom, keine Heizung, kein Warmwasser haben. Die Ausstattung von Haushalten mit notwendigen Gegenständen wie Betten, Öfen oder Kühlschränke wurde ebenso unterstützt wie behindertengerechte Umbauten oder Starthilfen für junge Menschen, die in ihre erste Wohnung einziehen.
- Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 3000 Kinder und Jugendliche unterstützt.
- Selbst in einem der reichsten Länder der Welt geht es häufigum existenznotwendigen Lebensunterhalt. In 294 Fällengriff die Kartei der Not ein und half mit Essen und Trinken, Bekleidung und Schuhen sowie Hygienebedarf.
- 189-mal wurde Gesundheitshilfe geleistet. Da zahlreiche Leistungen in unserem Gesundheitssystem vielfach nicht ausreichend gewährt werden, sprang die Kartei der Not ein und finanzierte Medikamente sowie Hilfsmittel wie Rollstühle, Orthesen oder Sehhilfen.
- Sogenannte „Schattenkinder“ stehen oft im Schatten eines behinderten Familienmitglieds. Die Kartei der Not konnte in 166 Fällen eine Freude bereiten: durch einen Zuschuss zur Geburtstagsfeier, einer Einladung ins Kino oder zu einem Ausflug.
- Eine notwendige Auszeit von ihrem Schicksal durch eine Erholungsmaßnahme konnte 254 bedürftigen und/ oder behinderten Kindern ermöglicht werden.
Zahlen erzählen uns auch viel über das vor vier Jahren eröffnete Ellinor-Holland-Haus im Augsburger Textilviertel.
- Seit der Eröffnung sind 113 Bewohner unterschiedlichsten Alters bei 45 Einzügen im Haus aufgenommen worden. Dort können sie bis zu drei Jahre lang wohnen und sich in dieser Zeit durch eine unterstützende soziale Gemeinschaft und pädagogische Begleitung auf die anstehenden Herausforderungen vorbereiten.
- Durch das Team wurden bisher 17 Auszüge begleitet.
- Aktuell leben im Haus Menschen aus elf verschiedenen Ländern. Die Bewohner kommen aus Deutschland, Somalia, Armenien, Serbien, Kroatien, Marokko, Afghanistan, Rumänien, Sierra Leone, Litauen und Nigeria. Jede Kultur, jede Tradition wird hier geschätzt, die Bewohner bereichern sich gegenseitig durch die verschiedenen Sitten und Bräuche.
- Momentan sorgen 32 Kinder für reichlich Lebendigkeit im Haus. Die sichere Wohnumgebung und pädagogische Angebote fördern ihre Entwicklung. „Die Kinder wissen: Sie können an jede Haustür klopfen und ihnen wird immer weitergeholfen“, sagt Susanne Weinreich, die Leiterin des Hauses.
- 14 ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützen das pädagogische Team und helfen beispielsweise bei Anträgen, durch Fahrdienste oder Computerkurse.
Von Anfang an gilt übrigens derselbe Grundsatz: Da sämtliche Personal- und Verwaltungskosten für die Kartei der Not von der Augsburger Allgemeinen getragen werden, kommen 100 Prozent aller Spenden auch wirklich bei den Bedürftigen an.