Es ist wohl der heißeste Taekwondo-Lehrgang, den es in der Region jemals gegeben hat. Mehr als 600 Kampfsportler aus 70 Vereinen werden am Samstag von 18 Großmeistern in der Dillinger Sebastian-Kneipp-Halle geschult. Die Taekwondo-Ikonen Heinrich Magosch (Schwenningen) und die Brüder Georg und Gerhard Maier, die aus Lauingen stammen, haben dazu eingeladen. Draußen steigt das Thermometer auf Werte um die 35 Grad. Drinnen in der Halle sind die Athleten mit Feuereifer bei der Sache. „Es ist schon schweißtreibend, aber ich kann hier viel lernen“, sagt die Buttenwiesenerin Ulrike Stoll. Viele Beteiligte kennen sich. „Es herrscht hier ein großes Gemeinschaftsgefühl“, berichtet die Augsburgerin Isabella Fischer. Das Ganze sei hier ein bisschen „wie ein Familientreffen“.
Und diese Familie um Heinrich Magosch, den Vorsitzenden des Taekowondo-Clubs Donau-Lech-Iller, unterstützt seit Jahrzehnten die Kartei der Not, das Leserhilfswerk unserer Zeitung. Mit seinen rund 1600 Mitgliedern ist dieser Klub so etwas wie der FC Bayern seiner Sportart. Bei der legendären, vorerst letzten Kampfsport-Gala vor vier Jahren in der Kneipp-Halle mit 150 Sportlern und Sportlerinnen war nicht nur die Weltspitze des Taekwondo aus Südkorea in Dillingen zu sehen. Es kam auch eine rekordverdächtige Spende für die Kartei der Not zusammen. Der Höchstädter Unternehmer Andreas Kimmerle erhöhte die Spendensumme bei der Übergabe spontan von 13.618 Euro auf 25.000 Euro. Damit kletterten die Spenden, die Taekwondoin um Heinrich Magosch in den vergangenen Jahrzehnten erkämpft haben, über die 150.000-Euro-Schwelle.
Der Schwenninger hatte 2019 zwar angekündigt, keine Kampfsport-Galas mehr auszurichten. „Wir haben aber beschlossen, weiter etwas für die Kartei der Not zu tun“, teilte Magosch nach einem Großmeistertreffen im vergangenen Jahr mit. Und so kam am Wochenende ein Benefiz-Lehrgang für das Leserhilfswerk unserer Zeitung zustande, bei dem die beteiligten Großmeister auf ihr Honorar verzichtet haben. Die Veranstaltung sei auch aus einem anderen Grund bisher einzigartig, erklärt Magosch. „Es sind hier Vertreter mehrere Kampfsysteme des Taekwondo an einem Ort versammelt, das hat es bisher nicht gegeben“, erklärt der 68-Jährige. Die Mitorganisatoren Georg und Gerhard Maier etwa betreiben Twin Taekwondo und haben im Münchner und Augsburger Raum mehr als 70 Sportschulstandorte aufgebaut.
Etwa 400 Zuschauer und Zuschauerinnen sehen am Ende dieses Benefizlehrgangs eine spektakuläre Show – vom Taekwondo bis zum Allkampf. Magosch, der im Taekwondo mit dem 9. Dan die höchste Graduierung innehat, sagt, warum ihm der Einsatz für das Leserhilfswerk am Herzen liegt. „Ich habe im Leben viel erreicht und bin gesund. Da möchte ich etwas für Menschen tun, denen es nicht so gut geht.“ Die Kartei der Not unterstützt seit bald 60 Jahren Menschen in der Region, die unverschuldet in Not geraten sind. Christian Gruber wirbt bereits für den nächsten Benefiz-Lehrgang am 16. September auf dem Olympiagelände in München zugunsten der Knochenmark-Spendenaktion Bayern. Alle Beteiligten laufen in Dillingen zur Hochform auf, auch die Zwillinge Georg und Gerhard Maier, die optisch kaum zu unterscheiden sind. Bereits die Kleinsten im Bunde überzeugen durch Athletik und Disziplin. Faszinierend sind die Allkampf-Vorführungen in Zeitlupe, bei denen der Angreifer auf dem Hallenboden landet. „Und das alles ohne Matten“, wie Taekwondo-Pionier Helmut Lechner aus Ulm mit einem zustimmenden Nicken zur Kenntnis nimmt. Nahezu alle Taekwondo-Disziplinen werden präsentiert. Spitzenathleten aus Südkorea zerschlagen in etwa drei Metern Höhe mit den Füßen Holzplatten. Die Maier-Brüder halbieren ebenfalls mit dem Fuß Kieselsteine.
Und am Ende treten Heinrich Magosch selbst und sein genialer Partner Peter Feistle auf. Nach einer Wahnsinnskraftübung zerschlägt Feistle zwei Ziegelsteine, die auf Magoschs Bauch liegen. „Das kurbelt die Wirtschaft an, der hat schon so viel Material durchschlagen, dass man einen ganzen Baumarkt damit füllen könnte“, sagt ein Zuschauer begeistert.
Das Finale ist groß, die Hitze vergessen. Unternehmer Andreas Kimmerle gratuliert Heinrich Magosch („ein großartiger Mensch“) und würdigt alle Helfer und Helferinnen, die zu dem Event beigetragen haben. Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz stellt die Bedeutung der Kartei der Not heraus. „Es ist gut, dass es das Leserhilfswerk gibt, denn es hilft schnell und unkompliziert, wenn die Not groß ist“, betont der Rathauschef. DZ/WZ-Redaktionsleiter Berthold Veh dankt neben Heinrich Magosch und den Brüdern Georg und Gerhard Maier allen Beteiligten und den Sponsoren, unter anderem Andreas Kimmerle und der Raiffeisen-Volksbank Donauwörth. Als Heinrich Magosch eine Spende in Höhe von 10.000 Euro übergeben will, schreitet Andreas Kimmerle ein. Der Unternehmer erhöht, wieder einmal, spontan die Summe und lässt 15.000 Euro auf den symbolischen Spendenscheck schreiben. Am Ende feiert die Taekwondo-Familie Cheforganisator Heinrich Magosch. Der Schwenninger Großmeister wird von anderen Taekwondo-Sportlern mehrfach in die Luft geworfen.
Text: Berthold Veh
Bild: Karl Aumiller