Es ist immer wieder erstaunlich wie es der Familie Scherer gelingt, das Publikum des „Konzerts junger Talente“ jedes Jahr aufs Neue mit einem abwechslungsreichen und bunten Programm zu begeistern. Erwartungsgemäß war die 25. Auflage der Reihe zu Gunsten der Kartei der Not, dem Leserhilfswerk der Augsburger Allgemeinen und ihrer Heimatzeitungen, besonders reich an speziellen Momenten und Glanzlichtern. Die Atmosphäre in der nahezu ausverkauften Schwabmünchner Stadthalle hatte etwas von einer Familienfeier mit 700 Gästen – 200 auf der Bühne und 500 im Publikum, das der Konzertreihe schon seit 25 Jahren die Treue hält. Wie familiär zeigte sich auch bei einigen der mitwirkenden Solisten: Bei Christoph Teichner etwa, der schon beim ersten Konzert junger Talente dabei war und inzwischen die Musik zu seinem Beruf gemacht hat. Er begleitete die 13-jährige Flötistin Laila Puggioni auf dem Cembalo zu Georg Friedrich Händels „Concerto B-Dur“ für Flöte.
Ehemalige Musikerinnen aus Wolfgang Scherers Schulorchester beeindrucken
Auch die Trompeterin Ida König und die Geigerin Verena-Maria Fitz haben eine enge Verbindung zu Scherers. Beide spielten im Schulorchester von Maria Stern, das früher das Konzert junger Talente begleitete. Mit dem Orchester unternahmen sie beeindruckende Konzertreisen, etwa nach China oder zu Papstaudienzen. Verena-Maria Fitz, die jetzt Mitglied der ersten Violinen im Bayerischen Staatsorchester ist, beeindruckte nicht nur mit Johannes Brahms Scherzo in c-moll, sondern auch mit einer besonderen, persönlichen Geste. Sie bat Wolfgang Scherer mit ihr gemeinsam Brahms’ Ungarischen Tanz Nr. 5 zu spielen. „Das ist ein Stück, das für mich immer mit dir verbunden ist“, sagte sie. Überhaupt zeigte Wolfgang Scherer in diesem Konzert Vielseitigkeit. Er nahm die Stelle des ersten Geigers ein. Dann sang er gemeinsam mit Yvonne Weimann, Denise Ihler, Bianca Steinbusch und Luisa Mayr ein Medley mit Hits der 70er und 80er Jahre von Udo Jürgens bis ABBA. Und er dirigierte das Lech-Wertach-Orchester.
Ein viel beklatschtes Highlight folgte auf das andere in diesem Jubiläumskonzert. Eines davon eine ungewöhnliche Variante von Mozarts Arie der Königin der Nacht mit Christian Linke und seiner Tuba. Richtig laut wurde es, als Schüler der Musikschule Beathof aus Leitershofen und der BRASSerei Großaitingen ins Spiel kamen: Die knapp 100 Bläser und Trommler zeigten, wie viel Spaß man beim Musizieren haben kann und gewannen damit die Herzen der Zuhörer.
Zur Musik passende Impressionen fesseln die Besucher in Schwabmünchen
Ein Novum bei diesem Konzert waren die Projektionen, die das akustische Geschehen auf der Bühne mit jeweils passenden, optischen Impressionen untermalten. Ebenfalls neu war, dass quasi ‚externe’ Gäste eingeladen waren: Sedat Cerimi und Girisha Fernando von der Augsburger Band „Troy of Persia“ und Sängerin Lienne beeindruckten mit eigenen Popsongs. Die Arrangements zu den Titeln schrieb Dominik Scherer, der auch dirigierte. Musik von Josef Haydn bis Rihanna bot das Programm. „Diamonds“ – diesen Song von Rihanna trug die zwölfjährige Yumina Otsuka vor und beeindruckte die Zuhörer ebenso wie die „Tanzenden Finger“ der 13-jährigen Leila Nadjafi auf dem Akkordeon. Der Publikumshit „Fluch der Karibik“ durfte nicht fehlen. „Manche würden gar nicht kommen, wenn wir das nicht spielen“, scherzte Monika Scherer, die charmant und informativ durch den Abend führte.
Ennio Morricones Meisterwerk wird „freihändig“ gespielt.
Kann man ein Instrument spielen, ohne es zu berühren? Wie das geht, führte Johannes Göppel schmunzelnd vor, als er Ennio Morricones „Once upon a time in the west“ auf dem Theremin, dem ersten elektronischen Musikinstrument, spielte. Kein Wunder, dass dieser ereignisreiche Konzertabend mit lang anhaltendem, tosendem Applaus endete und damit das Orchester zu einer Zugabe bewegte. Und wie Monika Scherer verriet, liegen schon die ersten Vorbestellungen für das nächste Konzert junger Talente vor.
Von Ingeborg Anderson