Was haben der Musikverein Penzing, der Club der kochenden Männer in Augsburg oder der Taekwondo-Club Donau-Lech-Iller gemeinsam? Sie alle engagieren sich für die Kartei der Not, dem Leserhilfswerk der Augsburger Allgemeinen und der Allgäuer Zeitung. Der Kreativität sind bei dieser Form der Wohltätigkeit kaum Grenzen gesetzt: Ob Benefizschafkopfturnier, Bauchtanzaktion oder Weihnachtsbaumweitwurf – Hauptsache, für den guten Zweck kommt Geld zusammen. Insgesamt sind es rund 20.000 Menschen, die regelmäßig an die Kartei der Not spenden – und jeder Euro davon kommt direkt bei den Bedürftigen vor Ort an. Schließlich werden sämtliche Verwaltungskosten von der Mediengruppe Pressedruck getragen.
„Als Leserhilfswerk stehen wir getreu dem Motto ,Gemeinsam geht’s‘ für schnelle und unbürokratische Hilfe. Das ist aktuell umso mehr nötig, denn steigende Preise für Lebensmittel und vor allem Strom und Heizung verschärfen Notlagen wie Krankheit, Behinderung, Tod eines nahen Angehörigen oder andere Schicksalsschläge“, erklärt Arnd Hanser, der Geschäftsführer der Kartei der Not. „Deshalb sind wir sehr froh, dass uns viele treue Spenderinnen und Spender – sowohl privat als auch aus Vereinen, Firmen und Behörden – unterstützen, damit wir hier helfen. Vielen Dank dafür!“
Bereits seit 1965 greift die Kartei der Not unverschuldet in Not geratenen Menschen in der Region unter die Arme. Unverschuldet in Not – das kann schnell und unerwartet passieren – und jeden treffen. Die Hilfe ist dabei so individuell wie die Menschen selbst. Mal ist es eine Unterstützung bei den Energie- und Nebenkosten sowie den Mietzahlungen, um zu verhindern, dass Menschen ihre Wohnung verlieren oder ohne Strom und Heizung ist. Mal wird es ermöglicht, dass ein Kindergeburtstag gefeiert werden kann, ein andermal der behindertengerechte Umbau von Bad oder Auto finanziert.
Ein konkretes Beispiel aus dem Alltag der Kartei der Not: Ein junger Mann ist aufgrund seiner psychischen Beeinträchtigungen schwerbehindert. Er lebt in einer Wohngruppe und arbeitet in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Leider haben seine psychischen Beeinträchtigungen auch Auswirkungen auf sein Gewicht, so kann er nicht mehr mit seinem normalen Fahrrad in die Werkstatt fahren, die körperliche Bewegung ist aber sehr wichtig für die Psyche und seine Gesundheit. Die Kartei der Not hat ihm geholfen, ein Schwerlast-Fahrrad zu beschaffen. So kann er sicher und gut wieder zu seiner Werkstätte kommen und an seinem täglichen, so wichtigen Ritual festhalten.
Ein ganz wichtiges Projekt der Kartei der Not ist das Ellinor-Holland-Haus im Augsburger Textilviertel. Zurück in ein selbstbestimmtes Leben – mit diesem Ziel begleiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ellinor-Holland-Haus bedürftige Menschen jeden Alters, die Hilfe in unverschuldeten Notlagen suchen. Den Bewohnern wird eine unterstützende soziale Gemeinschaft geboten, allerdings auch Eigeninitiative erwartet, damit sie sich persönlich weiterentwickeln und ihre anstehenden Herausforderungen bewältigen können. In sicherer Wohnumgebung werden sie mit professioneller Hilfe im Alltag befähigt und gestärkt, um ihren neuen Weg wieder mit Mut und Zuversicht zu gehen.
In diesem innovativen Wohnprojekt der Kartei der Not betreuen pädagogische Fachkräfte in 28 Wohnungen insgesamt über 70 Personen überwiegend in Familienstrukturen. Dabei handelt es sich in mehr als der Hälfte um Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre.